Sessionsorden 2016

Lust- und Gartenschlösschen der Gilardis


1725 ließ der Allersberger Drahtzug-Verleger Jakob Gilardi eine Orangerie in Appelhof errichten. Jakob Gilardi war ein erfolgreicher international tätiger Manufakturbesitzer, der in großartigem Stil zahlreiche Gebäude in und um Allersberg erbaute. Die Baupläne für sein Wohnhaus und die Appelhofer Orangerie stammten von dem fürstbischöflichen-eichstättischen Hofbaudirektor Gabriel de Gabrieli. Die alte Orangerie wurde im Laufe der Jahre umgebaut, es handelt sich hierbei um das heute als „Forsthaus“ bezeichnete Nebengebäude.

In zweiter Ehe heiratete Jakob Gilardi die Augsburgerin Maria Katharina Brentano-Mezzegra. Nach dem Tod von Jakob Gilardi führte sein Schwager die Firma. So konnte sich die Witwe Maria Katharina der Pflege eines zeitgemäßen Familienstils und Familienbewusstseins widmen. 1754 wurden sie in den erblichen Adelsstand erhoben. Den Appelhof schenkte Maria Katharina 1762 ihrem ältesten Sohn und Firmennachfolger Jakob Andreas von Gilardi. Der Appelhof erfuhr kurz darauf eine gründliche Erneuerung im Stile dieser Zeit und das „Schlösslein“ erhielt seine heutige Gestalt.

Die Gilardis wurden im Volksmund als „Allersberger Drahtbarone“ bezeichnet, denn sie lebten im großartigen Stil des neuen Adels. Den Nürnberger Patrizier und Augsburger Kaufleute nacheifernd ließen sie sich in der Nähe ihres Wohnsitzes ein Gartenhaus errichten. Die Gartenfeste waren zu dieser Zeit in der gehobenen Schicht fest verankert. Sie stellten wohl an gesellschaftlichen Glanz alles in den Schatten. Die Augsburger Landhäuser wurden „Freßgütlein“ genannt. Denn sie waren eigentlich Landhäuser, also Gütlein; aber sie trugen keinen landwirtschaftlichen Ertrag ein. Ihr einziger Zweck, war ein Ort des Feierns und des Schmausens zu bieten. In diesen Lusthäusern fanden sich für gewöhnlich große Säle, teilweise mit kunstreichen Freskomalereien, welschen Kaminen und gemalten Fensterscheiben. Der Hausrat war kostbar. Prächtige Teppiche, zierliches Schnitzwerk, schweres Silbergeschirr und Pokale von geschnittenem Kristall füllten die Prunkzimmer. Im Appelhofer Schloss haben sich die kunstvoll bemalten Türen aus der Erbauungszeit erhalten.

Die Gilardis haben in ihrem „Freßgütlein“ geheiratet und auch sonst bei gegebenem Anlass große Gartenfeste gefeiert. Im Sommer unternahmen sie Ausflüge zum Appelhof und empfingen hier Gäste wie beispielsweise ihren Freund Carl von Imhoff aus Mörlach. Gerade zu Fasching waren regelmäßig befreundete Gelehrte, Adelige und Kaufleute in Allersberg. Imhoff schrieb beispielsweise 1783, dass er zur Fastnacht „ohne Zweifel“ in Allersberg sei.

Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste die Familie Gilardi den Appelhof im Jahr 1812 verkaufen. Käufer war Christian Wilhelm Albrecht, ein Rothenburger Bürger. Er baute das „Freßgütlein“ in ein Ertragsgut um. Seine mütterliche Freundin die Schriftstellerin Therese Huber besuchte Albrecht im Jahr 1812 und war wenig beeindruckt von dem Appelhof. Sie sah die „Treibhäuser, Orangerie, verschlungenen Hecken, eisernen vergoldeten Gitter und Statuten“, Zierpflanzen, wie Rosen, Aloes und 125 Orangenbäume. Alles ihren Worten nach „Schnurpfeifereien“, also närrische, wertlose Kleinigkeiten eines „Gecken“

(= alberner törichter Mann).

Der Appelhof ging durch zahlreiche Hände bis ihn 1889 Lothar Freiherr von Faber kaufte. Er gehörte zu den bedeutendsten Industriellen des jungen Industriezeitalters. Die Familie Faber war begeistert von dem Ökonomiegut Appelhof, das trotz langjähriger Vernachlässigung und vielfachem Besitzwechsel noch viele Spuren ehemaligen Kunstsinns und Luxus zeigte. Die Faber’s nutzten es gern als Ausflugsziel. Zuletzt war es vermietet bis es etwas in Vergessenheit geriet. Lange Zeit führte es einen Dornröschenschlaf. Mit einem gemischten Programm aus Kunst, Kultur und Natur wurde das Schloss Appelhof im Sommer 2015 wieder erweckt.


Text:  Dr. Annett Haberlah-Pohl

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